Der Monte Verità, Treffpunkt und Sehnsuchtsort grosser Künstler. Ihr Vermächtnis bleibt bis heute bestehen – so auch jenes des Schweizer Expressionisten Ignaz Epper. Ein kleiner Einblick in sein künstlerisches Erbe ist bis März 2024 in der Casa Epper zu betrachten.
Das Tessin, schon immer Ort der Sehnsucht und Inspiration. Am Fusse des Monte Verità trafen sich Anfang des 20. Jahrhunderts Schriftsteller, Künstler sowie Anhänger unterschiedlicher alternativer Bewegungen. Ihr Vermächtnis bleibt bis heute bestehen – so auch jenes des Schweizer Expressionisten Ignaz Epper. Ein kleiner Einblick in sein künstlerisches Erbe ist bis März 2024 in der Casa Epper zu betrachten.
1892 wird Ignaz Epper in St. Gallen geboren, dem damaligen Zentrum der Strickereiindustrie. In seinen jungen Jahren findet er in der Kunst Zuflucht - in einer Zeit, die von Streiks und Gewalt geprägt ist. Seinen herausragenden Zeichnungen verdankt Ignaz Epper schliesslich ein Kunststipendium. Während des 1. Weltkrieges verarbeitet er Gesehenes und Gefühltes in seinen Werken: Tragödien bestimmen seine Holzschnitte. Die Überlagerung von Perspektive, Bildgegenstand und Licht sind charakteristisch für sein frühes Schaffen – so nutzt er als einer der ersten Schweizer Künstler die gesamte Spannweite der kompositorischen Möglichkeiten des Expressionismus. Seine Zeichnungen leben ausschliesslich von harten, dunklen Strichen und weissen Kerben. Epper verzichtet auf Farbkontraste und bricht seine Farben in ein dunkles Rot oder ein dumpfes Ocker. Ein Spiegel seines Innenlebens.
1919 scheinen sich seine inneren Spannungen zu beruhigen – er vermählt sich mit Mischa Quarles van Ufford. Dies macht sich in seiner Kunst bemerkbar: Die Striche werden weicher, die Werke freundlicher.
In Ascona findet er schlussendlich seine langersehnte Ruhe. Die heutige Casa Epper des Hotel Eden Roc wird seine und Mischas Wohn- und Wirkungsstätte. Der Blick auf den Lago Maggiore, die mediterrane Leichtigkeit und das Lebensgefühl des Tessins tun dem Künstler gut. Mit seiner Frau nimmt er an Eranos-Konferenzen teil und lernt Carl Gustav Jung kennen. Mit den Botschaften seiner Philosophie setzt sich der Künstler aktiv auseinander.
Und seine Kunst? Folgt dieser Entwicklung. Eines seiner bevorzugten Motive werden Blumen. Die Blumen in seinem grossen Garten, welcher bis heute kultiviert wird.
Bis März 2024 ist eine Auswahl seiner Bilder aus genau dieser Zeit in der Casa Epper zu sehen - sie kehren also an den Ort zurück, wo sie geschaffen wurden. Die Werke zeigen den Blick des Künstlers auf das Tessin, zu sehen sind verschiedene Perspektiven auf und aus Ascona. Im Fokus stehen jedoch die Blumen. Die Bilder versprühen Positivität, sind voller Farben und wirken beruhigend - ganz im Gegensatz zu den anfänglichen Werken. Es handelt sich vorwiegend um Aquarelle, aber auch Ölbilder und eine Xylographie finden ihren Platz in die Casa Epper.
Der Betrachter wird in die Vergangenheit geführt, in ein längst vergangenes Ascona. Und doch können viele Parallelen zur Gegenwart gezogen werden – mit einem einfachen Blick aus dem Fenster. Gleichzeitig lassen die Bilder tiefe Einblicke in die Techniken des Künstlers zu, manche erscheinen geradezu plastisch.
Und obwohl die Bilder Lebensfreude ausstrahlen, nimmt das Leben Ignaz Eppers ein tragisches Ende. 1969 scheidet er freiwillig aus dem Leben, hinterlässt aber ein beeindruckendes künstlerisches Erbe.
Seine Kunst bleibt durch die Bemühungen seiner Frau und der Gründung der Fondazione Epper erhalten. Sein Haus und sein Atelier, aber auch sein geliebter Garten bieten heute Gästen im Hotel Eden Roc einen Zufluchtsort, einen Ort der Ruhe und des In-Sich-Kehrens.