Ein Kunstprojekt mit Skulpturen und Installationen, voller Erinnerung an ihre Vergangenheit. Vom 21. April bis zum 31. August 2023 präsentiert sich ETRA im Hotel Eden Roc als temporäre Kunstausstellung, basierend auf recycelten Materialien und digitalen Kleinstbühnen.
ETRA präsentiert sich als temporäre, aus Installationen bestehende Wanderausstellung an zu diesem Zweck ungewohnten Orten, die kurz- oder mittelfristig anhand von Skulpturen, Installationen mit Umweltbezug und Videokunst umgestaltet werden.
Die gezeigten Werke sind jeweils eng mit der Geschichte der Materialien, aus denen sie entstanden sind, verknüpft. Sie bestehen aus an den Ausstellungsorten entdeckten Fundstücken, die nun neues Leben erhalten. Das Ziel? Das aufzuzeigen, was oft im verborgenen bleibt und verworfen wird. Eines, das sich Maddalena Mora gesteckt hat - sie ist Hauskünstlerin im Hotel Eden Roc und Kuratorin und Vermittlerin von ETRA.
Die Installationen basieren auf unterschiedlichsten Methoden und Kunstformen: Vertikal angeordnete Flächen aus Recyclingpapier voller Erinnerungen an ihre Vergangenheit treffen hier auf Projektionen metaphysischer Geometrien, die sich technisch inszenierten Polarlichtern gleich über mächtigen Eisbergen aus recyceltem Kunststoff abzeichnen. Hotel-Schaufenster verwandeln sich in Digitalbühnen im Kleinformat und somit in Wunderkammern, durch welche das Ungreifbare im Schauspiel dieser mit Überfluss gepanzerten, unbeweglichen Objekte zum Ausdruck kommt.
Dieser vielseitige und interdisziplinäre Parcours fokussiert unseren Blick in Richtung einer labilen Zukunft und regt zur sensiblen Auseinandersetzung mit natürlichen Gleichgewichten und Zyklen an, zu denen alles unweigerlich wieder zurückkehrt: wir, die Kunst, die Natur und die Zeit an sich.
Die Gestaltung ist linear und verläuft über die mittels der verschiedenen Installationen und Werken der bildenden Kunst inszenierten Räume. Der Katalog ist auf Recyclingpapier gedruckt, alle Hintergrundinformationen sind über QR Codes abrufbar.
Die Absolventin der Academy of Flower Design in Zürich verbindet in ihren Arbeiten die Liebe zu Natur und Pflanzen mit der Faszination der Bildhauerei, die sie im Rahmen ihres Studiums an der Mailänder Kunstakademie Brera kultivierte. Derzeit ist sie als Blumendekorateurin tätig und kuratiert die künstlerische Gestaltung des Hotels Eden Roc Ascona.
Sie kooperiert mit dem Istituto Internazionale di Architettura i2a in Lugano und unterrichtet bildende Kunst an der Scuola d’Arte Mimesi in Locarno.
Roberto Mucchiut ist Digital- und Multimediakünstler mit Ausbildung in den Bereichen Informatik, Fotografie, Video, Musik und Tongestaltung (Sound Design).
Sein Interesse für elektroakustische Musik, Videokunst und Techniken zur Umsetzung von Kunstinstallationen und interaktiven Theaterinszenierungen (insbesondere unter Verwendung von Videoprojektoren und Videomapping-Techniken) beflügelt ihn. Er kooperiert regelmässig mit anderen Kunstschaffenden im Rahmen von Theaterprojekten sowie Projekten in den Bereichen zeitgenössischer Tanz, Musik und Visual Art.
Die Theaterakademie Dimitri (Accademia Teatro Dimitri) ist eine Theater-Fachhochschule mit Sitz im nur wenige Kilometer von Locarno entfernten Ort Verscio. Auf dem Lehrplan der Accademia stehen Kurse der Fachrichtung Physical Theatre, ein dreijähriger Theater-Studiengang zum Bachelor of Arts sowie ein weiterer zum Master of Arts mit drei Spezialisierungen: Physical Theatre, Puppentheater und Applied Theatre Practice. Die Schule ist an die Fachhochschule Südschweiz SUPSI angegliedert.
Die Thematik war Jahrhunderte hindurch für zahlreiche Kunstschaffende von besonderem Interesse. Die Relevanz des Genres Stillleben änderte sich in Abhängigkeit vom historischen Kontext, in dem sich der Künstler befand, häufig. Diese Arbeit zeigt eine grossformatige Fläche aus recyceltem Papier bestehenden Platten. Das Material wurde vor Ort vorgefunden.
Wunderkammern sind Räume zur Präsentation von Sammelobjekten und Raritäten. Die ausgestellten Objekte sollten Bewunderung auslösen, weshalb man sie auch als Mirabilien bezeichnete. In dieser Reihe von Kunstwerken werden mehrere Elemente nebeneinander gestellt, darunter auch Fundgegenstände, Luxusvitrinen und Videokunst. Im neuen Kontext entstehen aus Abfall wundersame Artefakte Mirabilia Artificialia, die den Rahmen für sieben unterschiedliche Performance-Videos bilden. Masterstudierende der Accademia Dimitri thematisieren hier den Klimawandel.
Laut Schweizerischem Gletschermessnetz GLAMOS haben diese zwischen 1931 und 2016 die Hälfte ihres Volumens verloren sowie weitere 12% davon zwischen 2016 und 2021. Die in dieser Werksreihe gezeigten Objekte sind eine Mischung aus Videokunst und Skulptur. In der Raummitte befindet sich eine Nachbildung des berühmten Matterhorns in Form einer über zwei Meter hohen, transparenten, fragilen und zugleich enorm langlebigen Skulptur aus recyceltem Polyethylenterephthalat (PET), die erschreckenderweise das Motiv, welches sie verkörpert, überleben könnte.
Es handelt sich hier um eine neue Arbeit als Fortsetzung des Forschungszyklus zum Thema Zeit. Die Installation setzt sich aus 15 unterschiedlich langen (1 bis 5 Minuten) Videos zusammen und dauert insgesamt rund 45 Minuten. Die Videos werden in vorgegebener Abfolge und im Wechsel abgespielt. Alle Videos beschäftigen sich mit Naturmotiven (Landschaften, Wälder, Himmel etc.), in denen das Verhältnis zwischen Zeit und Raum anhand Techniken räumlicher Gliederung und der Manipulation des Zeitverlaufs (Verzögerungen oder Beschleunigungen) verdeutlicht wird.
Wir sind weit entfernt von der geometrischen Harmonie der platonischen Körper, die mit den vier von Empedokles beschriebenen Grundelementen verbunden sind. In der Installation Lost Elements verlieren sich die Bilder der ursprünglichen Elemente, aus denen die Videos generiert wurden, in einem fesselnden Chaos. Wie unsere sich schnell verändernde zeitgenössische Welt bewegen sich die vier Elemente unaufhörlich auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht, einer neuen Harmonie.
Leonardo da Vinci schrieb im sechsten Buch seines Traktats von der Malerei mit dem Titel Von den Bäumen und grünen Gewächsen: „Die Natur hat die Blätter der letzten Zweige vieler Pflanzen so angeordnet, dass das sechste Blatt über dem ersten liegt. Und so geht es auch weiter, wenn diese Regel nicht unterbunden wird." Bemerkenswert erscheint hier, dass die Natur bereits Jahrmillionen vor Erscheinen des Menschen einem der wichtigsten Harmoniegesetze der gesamten Kunstgeschichte folgt, nämlich dem Goldenen Schnitt. Das Werk besteht aus wiederverwertbaren Flaschen, aus denen hauchdünne Glasblätter geschnitten und in der Folge spiralförmig um einen rund 7 m langen Metallbolzen positioniert werden.
In der griechischen Mythologie werden die Pegaeae als Nymphen und Wächterin der Quellen beschrieben. Für die Vorfahren unserer Kultur bestand für jeden Wasserlauf ein mythologischer Zusammenhang mit seinem Ursprung. Vergleichbar ist dieser mit der wissenschaftlichen Auffassung vom Wasserkreislauf, in welchem diese Beziehung anhand der in einem geschlossenen und auf miteinander verbundenen Behältnissen und wechselnden Zustandsänderungen der Flüssigkeiten basierenden Austausch- und Erneuerungssystem vorhandenen Wechselwirkungen beschrieben wird. Im vorliegenden Werk geht es um eine achtzehn Meter lange Plane aus recycelten Tetrapaks, die sich nach einem wasserfallartigen Sturz vom zur Gartenseite zeigenden Gebäudedach gleich einem bewegungslosen Fluss über den darunter liegenden Boden windet.
Die enge Verbindung zwischen Leben und Tod knüpft ein Band zu unserer gesamten Vergangenheit, welches in die Zukunft getragen wird und unsere Koexistenz zwischen Licht und Dunkelheit, Sommer und Winter sowie Leben und Tod ermöglicht. Das Werk stellt einen gewundenen Pfad dar, der die Ausstellungsfläche komplett für sich einnimmt. Am Boden liegend finden sich petrolfarben lackierte Knochenreste, Blumenzwiebeln und Wurzeln. Der Lack kaschiert das Wesen der verwendeten Objekte und vermengt das Konzept eines natürlichen Kreislaufs ohne Anfang und Ende zu einer einheitlichen „Masse“, wodurch der Betrachter im Angesicht der Schönheit des Lebens, falls diese gewahrt wird, in eine vergangenheits- und zukunftslose Zeit entführt wird.